


Kill your Darlings
In unseren Augen steht die Welt Kopf. In der Außenwelt reflektiertes Licht wird durch die Linse umgelenkt und ein verkehrtes Bild entsteht auf der Netzhaut. Bohrt man ein kleines Loch in einen dunklen Kasten, hat man denselben Effekt. Wenn man dann an die Rückwand noch einen Film oder Sensor gibt, hat man eine funktionierende Kamera. Auf dieses Basiselement der Fotografie – die Camera obscura – konzentriert sich die Ausstellung „Kill your Darlings“, die im selben Atemzug keine Reduktion auf eine Kunstgattung zulässt.
Ismael Picker-Schiebel schafft in diesem Kontext eine raumgreifende Installation, die Fotografie, Zeichnung und Skulptur umfasst. Er nimmt Konturen aus einem bestimmten Blickwinkel auf und formt mit Draht aus räumlichen Aspekten ein Gebilde. Die zeichnerisch anmutende skulpturale Nachahmung des Geschäftsportals hängt von der Decke. Verändert sich der Blickwinkel der Betrachter*innen, verkommt die Form, die einen konkreten Aufnahmewinkel hat.
Für Bilder werden diese dreidimensionalen Objekte geplättet und fotografisch aufgenommen. Ein Lustwandeln durch Skulptur und Fotografie um schließlich, wie eine Zeichnung wirkend, in der dünnsten Version ihrer selbst an der Wand zu hängen. Mit diesem Vorgang überlistet Ismael Picker-Schiebel einzelne Kunstgattungen, deren Differenzierung er ohnehin als überholt empfindet. Präzise werden die ausschlaggebenden Momente des jeweiligen Mediums in eine gemeinsame Erscheinung gebannt, die Genres schreiben sich sachte in die Werke ein.